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Tollwutimpfung
#1
Hallo
vielleicht war das Thema schon mal irgendwann mal durch aber ist dann auch vielleicht nicht mehr auf aktuellen Stand.
Wir waren mit einem Welpen zum Impfen und auf die Frage ob mit 16 Wochen ein zweites mal Tollwut geimpft werden muss (Frau im I.net gelesen ) wurde diese Frage verneint.
Etwas später waren wir mit einem anderen Welpen bei einem anderen Tierarzt impfen (weil der andere im Urlaub war) und dieser sagte das der Hund mit 16 Wochen ein zweites Mal wegen Tollwut geimpft werden muss????
Zu hause stellten wir fest das beiden Hunden der gleiche Impfstoff gespritzt wurde. Bei verschiedenen Herstellern könnte man es evtl. noch verstehen.
Woher kommen solche unterschiedlichen Auffassungen bzw unterschiedliche Impfschemas.

Gruß

Karl-Heinz
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#2
Hallo Karl-Heinz,

es gibt eine Reihe gängiger Meinungen zu Impfungen, ich persönlich würde mich an die Herstellerangaben und die Empfehlungen der Ständigen Impfkommission halten.

Grundsätzlich gilt für jeden Impfstoff erst mal das, was der Hersteller im Beipackzettel angibt. Der Hersteller muss mit Daten belegen, dass bei korrekter Anwendung wie im Beipackzettel beschrieben, der Impfstoff funktioniert.

Abgesehen davon kannst Du hier bei der Ständigen Impfkommission (StiKo) nachlesen, was die derzeitige Empfehlung für die einzelnen Impfungen ist. Die StiKo empfiehlt zum Erzielen einer optimalen ersten Immunantwort bei einem (12 Wochen alten) Welpen, die Impfung 4 Wochen nach der ersten Impfung zu wiederholen.

Außerdem solltest Du bedenken, dass ein Welpe, der mit 12 Wochen gegen Tollwut (und anderes) geimpft wird, noch Antikörper von der Mutter haben könnte. Die Antikörper gibt die Mutter über Plazenta und Erstmilch an die Welpen weiter, um sie in den ersten Lebenswochen, wo das Immunsystem des Welpen noch nicht voll funktioniert und sozusagen eine blanke Festplatte ist, passiv zu schützen. Sind noch viele mütterliche Antikörper im Blut des Welpen enthalten, besteht die Gefahr, dass der Welpe keinen ausreichenden aktiven Impfschutz durch das eigene Immunsystem ausbilden kann. Je jünger der Hund bei der ersten Impfung ist, desto höher die Wahrscheinlichkeit, dass noch mütterliche Antikörper beim Welpen vorhanden sind. Theoretisch könntest Du vor der ersten Impfung testen, ob die Antikörper niedrig genug sind um impfen zu können, macht aber keiner, da so auch die Gefahr besteht, dass ein Welpe für einige Zeit ohne Schutz ist. Daher macht eine zweimalige Impfung durchaus Sinn, v.a. wenn die erste Tollwutimpfung bereits mit 12 Wochen erfolgt ist. Mit einer zweimaligen Impfung erhöhst Du einfach die Wahrscheinlichkeit, dass der Welpe eine ordentliche Grundimmunisierung bekommt. Die erste Auffrischung erhält der Hund dann ein Jahr später, alle weiteren Tollwutimpfungen können - je nach Hersteller - dann alle 1-3 Jahre erfolgen.

Vg,
Annemarie
vg,
Annemarie und Denni
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#3
DenniK,'http://www.leistungshundeforum.de/index.php/Thread/25486-Tollwutimpfung/?postID=174418#post174418 schrieb:... ich persönlich würde mich an die Herstellerangaben und die Empfehlungen der Ständigen Impfkommission halten.

Genau das verursacht ja das Dilemma. Vermutlich wurde mit Nobivac T (bzw. Nobivac LT) oder
Enduracell T geimpft. Für diese beiden Tollwutimpfstoffe geben die Hersteller an dass bereits nach der ersten Impfung ein Nachimpfintervall von 3 Jahren eingetragen werden darf, sofern der Hund bei der Erstimpfung mind. 12 Wochen alt war.

Lt. Empfehlung der StikoVet hingegen soll im Alter von 12 Wochen, 16 Wochen und 15 Monaten geimpft werden. Die Empfehlungen der StikoVet sind aber halt nur Empfehlungen. Denen man folgen kann, aber nicht muss.

Es wird allein in der Tollwutverordnung geregelt wann ein "gültiger" Impfschutz besteht. Únd der besteht dann wenn ein Hund bei der Impfung mind. 3 Monate alt ist, und er besteht fort so lange der Hund in dem Abstand nachgeimpft wird, den der Hersteller für seinen Impfstoff im Beipackzettel angibt und den der Tierarzt dann auch so in den EU-Heimtierausweis einträgt.

In der Vergangenheit, als für die Einreise in einige Länder ein Tollwut-Titernachweis notwendig war, hat sich gezeigt dass dieser bei Hunden, die bisher nur einmal als Welpen geimpft worden waren, oft nicht hoch genug war. Wer mit einem Junghund in so ein Land verreisen wollte, musste dann zweimal im Abstand von ein paar Wochen impfen lassen um die für die Einreise notwendige Titerhöhe zu erreichen. Ich vermute dass die Empfehlung der StikoVet, Welpen sowohl mit 12 wie auch mit 16 Wochen gegen Tollwut zu impfen, auf diesen Erfahrungen beruht.

Die Ausführungen von Annemarie sind richtig. Diese Nachimpfungsempfehlung in der 16. Lebenswoche beruht u.a. darauf dass bei manchen Welpen in der 12. Lebenswoche die maternalen Antikörper im Blut eines Welpen noch zu hoch sein können, so dass sie einen Impferfolg verhindern. Und auf der Erfahrung dass der Titer bei Welpen/Junghunden nach nur einmaliger Impfung niedriger ist als bei einer Impfung eines bereits älteren Hundes (er ist übrigens prinzipiell auch immer dann niedriger wenn gegen mehrere Erkrankungen gleichzeitig geimpft wird). Allerdings schützt auch ein niedriger Titer gegen eine Infektion, die Höhe von 0,5 IU/ml wurde für die damalige Einreise nach Schweden, Großbritannien etc. relativ willkürlich festgelegt.

Ich persönlich lasse in der 16. Lebenswoche gar nicht impfen, Empfehlungen der StikoVet hin oder her. Alle meine Welpen waren in diesem Alter bereits in der Zahnung. Neben evtl. möglichen bleibenden Zahnschmelzschäden durch die Staupeimpfung ("Staupegebiss") wird das Immunsystem während der Zahnung bereits aussreichend strapaziert, so dass ein Impferfolg zu dieser Zeit nicht gewährleistet ist. Und da die Gefahr einer Tollwutinfektion in Deutschland inzwischen verschwindend gering und relativ gut kontrollierbar ist, lasse ich erstmals nach der Zahnung mit einem EInzelimpfstoff 1 x gegen Tollwut impfen (mit einem 3-jährigen Gültigkeitseintrag). Dann hat das inzwischen stabilisierte Immunsystem genügend Kapazitäten sich ausreichend mit den Impfviren zu beschäftigen und einen guten Titer aufzubauen.

Kleine Anmerkung: Wer darauf vertraut dass die zweite Impfung der Welpen bereits funktioniert (weil die maternalen Antikörper zu diesem Zeitpunkt bereits so weit abgebaut sind dass sie die Impfviren nicht mehr vernichten), der sollte darauf achten dass sein Welpe zum Zeitpunkt dieser Impfung nicht nur die 12. Lebenswoche, sondern den 3. Lebensmonat vollendet hat. Denn lt. Tollwutverordnung besitzt ein Hund nur dann einen gültigen Impfschutz wenn er zum Zeitpunkt der Impfung den 3. Lebensmonat vollendet hat. Und die Differenz kann bis zu 8 Tage betragen. In so einem Fall also besser mit der Impfung warten bis der Welpe die 13. Lebenswoche beendet hat, nicht nur die 12. Dann ist man in Bezug z.B. auf Auslandsreisen auf der sicheren Seite.
"Ich kann mir die Welt ohne Idioten und Gauner nicht vorstellen."

Mark Twain
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#4
Antje, in der aktuellen Tollwutverordnung steht Erstimpfung im Alter von mindestens 12 Wochen, nicht 3 Monate. Siehe § 1 Nr. 3a. https://www.gesetze-im-internet.de/tollw...80991.html

Dieses Impfalter gilt auch bei Reisen ins Ausland (plus die 21 Tage Wartezeit). http://www.bmel.de/SharedDocs/Pressemitt...elpen.html
Die Achtung vor der Eigenart des Tieres ist die Grundlage für eine Freundschaft mit ihm. (A. Buckowitz)
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#5
Danke Antje für diesen aufschlussreichen Beitrag!
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Gernot Wolkenstein
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#6
Danke Andrea, dann haben die das im Dezember 2014 (glücklicherweise) mit geändert. Im September 2014 war genau das nämlich ein Thema, als ich einen Welpen nach Großbritannien verkauft habe. Die waren diesbezüglich bei der Einreise ziemlich pienzelig. Zum Glück arbeitet die Welpenkäuferin in einer Kleintierkierklinik und wusste deswegen dass wir erst nach Vollendung des 3. Lebensmonats impfen durften und nicht schon mit 12 Wochen. In den aktuellen Leitlinien der StikoVet wird bei der Tollwutimpfung auch noch mal explizit auf diese "12 Wochen/3 Monate-Problematik" hingewiesen. Aber die sind ja von 2013.
"Ich kann mir die Welt ohne Idioten und Gauner nicht vorstellen."

Mark Twain
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