Themabewertung:
  • 0 Bewertung(en) - 0 im Durchschnitt
  • 1
  • 2
  • 3
  • 4
  • 5
Wo liegt die Identität des Gebrauchshundesportes in Bezug auf die Zukunft
#21
Mich interessiert an dem Thema das Verhältnis von Führigkeit und Selbstsicherheit beim Hund. Die Frage nach den "Echten" entspricht nicht so meinem Vokabular. Aber Colonias Beschreibung gefällt mir und sie scheint mir einfach selbstsichere Hunde zu beschreiben, die nicht so sehr aus Konflikten arbeiten und sich auch nicht widerstandslos in Konflikte treiben und sich in ihnen fixieren lassen. Zugleich bringen sie Freude an der körperlichen Auseinandersetzung als solcher mit, und zwar oft so, dass es gar nicht nur um das Beißen geht, sondern dass solche Hunde Freude daran haben, einen Gegner zu dominieren, seine Bewegungen zu kontrollieren, ihn zu begrenzen.
Ich habe längst nicht so viel Erfahrungen wie viele hier und sie sind auch schon ein paar Tage her: aber ich glaube, ich habe ein paar solcher Hunde kennengelernt. Und die waren trotzdem durchaus auch führig in dem Sinne, dass sie Kommandos ausführten und sich auch räumlich steuern (schicken, in Richtungen einweisen) ließen. Aber jeder der Hunde, an die ich da denke, hätte Probleme mit der circensischen Präzision und Geschwindigkeit gehabt, die heute in der IPG-Unterordnung verlangt werden. Das Zirkushafte und die Verwandtschaft der Unterordnung zu Trick-Dog-Vorführungen hat aber nicht immer zu diesem Sport gehört. So hat man etwa die Koppelung des Bei-Fuß-Gehens mit ganz bestimmten Körperhaltungen im Schutzhundesport genauso kritisch gesehen, wie man es noch heute im Ringsport tut. Wenn wir Hunde auch züchterisch für die Präzision und die Ausführungsgeschwindigkeit von guten Trick-Dogs optimieren, dann werden wir im Schutzdienst vielleicht zur Arbeit bloß aus Konflikten keine Alternative haben, denn wir arbeiten dann mit Hunden, bei denen ein hohes Maß an Beeindruckbarkeit optimiert und kultiviert worden ist. Wenn wir aber mit Tieren arbeiten wollen, die ein hohes Maß an intrinsischer Selbstsicherheit mitbringen, dann werden wir die Art von Führigkeit verlangen müssen, zu denen die bereit sind, also das circensischen Moment wieder reduzieren. Man könnte auch sagen: Wir sollten nach einem nicht-circensischen Ausdruck im Gehorsam suchen, der zwar Freude an der Arbeit, aber nicht mehr beliebige, gewissermaßen maschinenartige Fernsteuerbarkeit der Hunde zeigt.
Zitieren to top
#22
WoWi,'http://www.leistungshundeforum.de/index.php/Thread/27068-Wo-liegt-die-Identit%C3%A4t-des-Gebrauchshundesportes-in-Bezug-auf-die-Zukunft/?postID=190926#post190926 schrieb:sie scheint mir einfach selbstsichere Hunde zu beschreiben, die nicht so sehr aus Konflikten arbeiten und sich auch nicht widerstandslos in Konflikte treiben und sich in ihnen fixieren lassen. Zugleich bringen sie Freude an der körperlichen Auseinandersetzung als solcher mit, und zwar oft so, dass es gar nicht nur um das Beißen geht, sondern dass solche Hunde Freude daran haben, einen Gegner zu dominieren, seine Bewegungen zu kontrollieren, ihn zu begrenzen.
Genau diese Freude an der Auseinandersetzung und dem dominieren des Gegenübers. Aber einige haben eben auch den Zusatz: Mein Freund - ich mein das ernst. Und das ziemlich deutlich.
Und ich bleibe dabei - auch diese Hunde können den Satz lernen: hör mir zu !
Weil, zuhören bedeutet Erfolg, Erfolg bedeutet Trieberfüllung, Trieberfüllung bedeutet Befriedigung der egoistischen Grundstruktur des Hundes. Und da die ja nicht blöd sind, lernen sie, dass der einfachste Weg ü b e r den HF führt, in dem man zuhört.
Das diese Vorgehensweise zeitraubender ist als mehrfach Radio Eriwan und auch schon mal die circensische Vorführung kleinere Einbußen dabei erleIden kann, will ich nicht verhehlen.
Muss man eben vor sich selbst rechtfertigen.
Zitieren to top
#23
Ich finde die Diskussion geht nun langsam in die richtige Richtung, auch wenn ich den Duden bemühen muss um mitzukommen.

"Das Stichwort „circensisch“ ist eine Nebenform zu zirzensisch. Um mehr Informationen zu erhalten, lesen Sie bitte den Artikel zirzensisch." Wink

Ich finde, je mehr man sich mit dem/r intrinsischen Lernen/Motivation des Hundes auseinander setzt und das in der Ausbildung berücksichtigt, um so circensischer wird die Vorführung.
LG
Nora
Zitieren to top
#24
Hi Nora, danke für den Duden :thumbsup: das erleichtert das Folgen ungemein :peace: wir sehen uns in Zirkus, wenn die Tage wieder länger werden, ok?!?
[Bild: Zwinger-von-der-schwarzen-B.jpg]
Zitieren to top
#25
Moin zusammen,

es gibt ja nicht nur Deutsche und belgische Schäferhunde im IGP.
Ich mag mich ja täuschen, aber hat die jetzige PO nicht auch dazu geführt, dass die anderen Rassen immer mehr als Exoten geführt werden?
Ich müßte gucken, aber der BSH hat doch auch nur gleichbleibend ca. 550 Welpen im Jahr aus den Rassezuchtverbänden, der Boxer ist, meine ich, nach wie vor der zweitgrößte Rassezuchtverband in Deutschland nach dem DSH.
Auf der VDH DM wird das ja sehr deutlich. Sind es die Anforderungen an den Hundmit mit dieser technischen Perfektion, die Wowi angesprochen hat, oder liegt es an dem Klientel Hundeführer/Besitzer?

Gruß Reinhard
Schön mal vor der eigenen Tür kehren...
Zitieren to top
#26
tinka,'http://www.leistungshundeforum.de/index.php/Thread/27068-Wo-liegt-die-Identit%C3%A4t-des-Gebrauchshundesportes-in-Bezug-auf-die-Zukunft/?postID=190930#post190930 schrieb:Auf der VDH DM wird das ja sehr deutlich. Sind es die Anforderungen an den Hundmit mit dieser technischen Perfektion, die Wowi angesprochen hat, oder liegt es an dem Klientel Hundeführer/Besitzer?
Hallo Reinhard,

da würde ich die Gründe tatsächlich zu 70 - 80% bei den Hundeführern und auch bei den Strukturen der jeweiligen Rassezuchtvereine suchen. Ich denke nicht, dass die Hunde vom "Material" schlechter geworden sind, zumindest nicht wesentlich. Sie haben sich sicherlich in den letzten 20 Jahren verändert, aber das hat der Mali und der DSH auch. Ein anderes Beispiel siehst Du bei den Rottis. Da haben sich mittlerweile einige gute und versierte Hundeführer hervorgetan, die nun auch den Rottweiler wieder auf einem sehr anständigen Niveau präsentieren.

Viele Grüße

Sören
Zitieren to top
#27
Moin Sören,

ich denke auch bei dem Rotti klafft die Schere der Wertigkeit von Leistung und Schau weit auseinander.

Auch hier wird viel Geld mit den „Schönen“ verdient.

Die Leistungsspitze trainiert ja auch untereinander. Dirk war schon mit Cash Anfang der 2000er Dt. Meister, jetzt noch 2mal, Markus 2009 Dt. Meister ADRK, Lehrhelfer BK und profesioneller Hundeausbilder, auch Neubrands sind ja nicht ganz unbekannt.

Wenn solche HF aufeinander treffen, oder professionell ausbilden, dann bleibt es sicher nicht aus, dass Ausbildung auch zu einem wettbewerbsfähigen Ergebnis führt.

Der Rotti hat gesellschaftlich sowieso einen schlechten Stand, wie der Dobermann ja auch.

Und in Verbindung mit einem Sport, wo eben auch das Beißen ein Teil ist, um so schwieriger.

Gruß Reinhard
Schön mal vor der eigenen Tür kehren...
Zitieren to top
#28
tinka,'http://www.leistungshundeforum.de/index.php/Thread/27068-Wo-liegt-die-Identit%C3%A4t-des-Gebrauchshundesportes-in-Bezug-auf-die-Zukunft/?postID=190930#post190930 schrieb:Moin zusammen,

es gibt ja nicht nur Deutsche und belgische Schäferhunde im IGP.
Ich mag mich ja täuschen, aber hat die jetzige PO nicht auch dazu geführt, dass die anderen Rassen immer mehr als Exoten geführt werden?
Ich müßte gucken, aber der BSH hat doch auch nur gleichbleibend ca. 550 Welpen im Jahr aus den Rassezuchtverbänden, der Boxer ist, meine ich, nach wie vor der zweitgrößte Rassezuchtverband in Deutschland nach dem DSH.
Auf der VDH DM wird das ja sehr deutlich. Sind es die Anforderungen an den Hundmit mit dieser technischen Perfektion, die Wowi angesprochen hat, oder liegt es an dem Klientel Hundeführer/Besitzer?

Gruß Reinhard
Die PO ist immer die gleiche, es werden Richter gefragt die intellegent und fachlich auslegen und beurteilen können.
Zitieren to top
#29
Ich bin ja nun eigentlich eher stiller Mitleser in diesem Forum, aber hier möchte ich mich auch einmal kurz einbringen:

Als Helfer, der auch hier und da auf fremden Plätzen den Anzug anzieht, hört man immer wieder, dass dies und jenes nicht ohne Gewalt gehen würde, weil der Hund ja noch ein "echter" wäre. Bringt man dann an, dass es angebracht wäre, den Übungsaufbau anders zu gestalten, wird man meistens belächelt und darauf verwiesen, dass man "so einen" ja noch nie m Strick hatte.

Und da sind wir dann bei der Identität des Gebrauchshundesports: Es wird sich selbst so lange belogen bis man die eigene Unfähigkeit einer Ausbildung, die auf Erwartung und freudiger Kooperation beruht, durchzuführen soweit weggelogen hat, dass jede Form von Gewalt gerechtfertigt ist. Es wird sich in weiten Teilen selbst betrogen, was vor allem die eigenen Fähigkeiten als auch die Veranlagung des Hundes angeht, und wenn man dahingehend konstruktive Kritik übt, wird diese Kritik oftmals als persönliche Beleidigung aufgefasst. Das finde ich sehr sehr schade. Aber nach meiner Erfahrung ist der eigene Tellerrand vieler Hundesportler im IGP Bereich unglaublich hoch und die eigene Geduld und Frustrationstoleranz nicht sonderlich ausgebildet, so dass die Bereitschaft etwas neues, anderes auszuprobieren (insbesondere nach besuchten Seminaren) zwar durchaus gegeben ist, aber die Geduld das ganze auch durchzuziehen nicht besteht und sobald etwas nicht binnen zwei Übungsstunden funktioniert, zu altbewährtem gegriffen wird.

Nach Außen hin verkauft man sich dann immer als Hundesportler mit modernen, gewaltfreien Trainingsansätzen. Auf Bildern und Workshops sieht man dann aber vollausgerüstete Hunde und Ausbildung aus den 80ern. Wenn man die Leute darauf mit der Nase stößt, verschwinden die Bilder aus der Öffentlichkeit (soziale Medien) und / oder es wird darauf verwiesen, dass es sich ja nur um eine Momentaufnahme handelt.

Wenn wir aufhören uns selber zu belügen und Einwürfe von außen nicht per se damit abwiegeln, dass der kritisierende keine Ahnung hat, dann ist dem Hundesport schon sehr geholfen. Es ist ein Hobby, es soll Spaß machen. Ich habe häufig das Gefühl, dass auf dem Platz niemand Spaß hat.
Zitieren to top
#30
Ingrid Giebel,'http://www.leistungshundeforum.de/index.php/Thread/27068-Wo-liegt-die-Identit%C3%A4t-des-Gebrauchshundesportes-in-Bezug-auf-die-Zukunft/?postID=190933#post190933 schrieb:
tinka,'http://www.leistungshundeforum.de/index.php/Thread/27068-Wo-liegt-die-Identit%C3%A4t-des-Gebrauchshundesportes-in-Bezug-auf-die-Zukunft/?postID=190930#post190930 schrieb:Moin zusammen,

es gibt ja nicht nur Deutsche und belgische Schäferhunde im IGP.
Ich mag mich ja täuschen, aber hat die jetzige PO nicht auch dazu geführt, dass die anderen Rassen immer mehr als Exoten geführt werden?
Ich müßte gucken, aber der BSH hat doch auch nur gleichbleibend ca. 550 Welpen im Jahr aus den Rassezuchtverbänden, der Boxer ist, meine ich, nach wie vor der zweitgrößte Rassezuchtverband in Deutschland nach dem DSH.
Auf der VDH DM wird das ja sehr deutlich. Sind es die Anforderungen an den Hundmit mit dieser technischen Perfektion, die Wowi angesprochen hat, oder liegt es an dem Klientel Hundeführer/Besitzer?

Gruß Reinhard
Die PO ist immer die gleiche, es werden Richter gefragt die intellegent und fachlich auslegen und beurteilen können.
zu dem Thema hat ja Volker Sulimma was im Gebrauchshund geschrieben
Schön mal vor der eigenen Tür kehren...
Zitieren to top


Gehe zu:


Benutzer, die gerade dieses Thema anschauen: 3 Gast/Gäste