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Welche Epilepsieformen gibt es beim Hund?
Unter dem Begriff Epilepsie bzw. Epilepsien sollten nur die Anfälle zusammengefaßt werden, die rezidivierend (wiederholt) auftreten, ihren primären Ursprung im Gehirn haben und nicht durch akute und/oder rasch verlaufende (progressive) Hirnerkrankungen, wie Staupe, andere Hirn- und/oder Hirnhautentzündungen, rasch wachsende (bösartige) Hirntumoren etc. bedingt sind.
Abhängig von der Ursache der Anfälle werden zwei bzw. drei Formen der Epilepsie unterschieden, die idiopathische, die symptomatische sowie die kryptogene Epilepsie.
Idiopathische Epilepsie:
Bei der idiopathischen Epilepsie liegen keine morphologischen (geweblichen) sondern funktionelle Hirnveränderungen vor, die i. d. R. zu paroxysmalen synchronen (plötzlichen, gleichzeitigen) Entladungen beider Großhirnhälften führen. Das Gleichgewicht zwischen Erregung und Hemmung ist gestört. Bei den so verursachten Anfällen treten die Anfallssymptome zumeist von Beginn an generalisiert und symmetrisch auf. Diese Form der Epilepsie kommt gehäuft bei den Spezies vor, die eine niedrige Krampfschwelle aufweisen wie Mensch und Hund, seltener bei der Katze. Beim Hund sind fast alle Rassen betroffen, auch Bastarde. Die hohe Prävalenz (Vorkommenshäufigkeit) bei einigen Hunderassen weist darauf hin, dass diese Form der Epilepsie genetisch bedingt oder zumindest mitbedingt ist. Bei einigen Rassen wurde die genetische Disposition nachgewiesen. Bei dieser Form der Epilepsie stellen sich beim Hund die ersten Anfälle zumeist im Alter von 1-4 Jahren ein, einige Tiere können auch früher oder später erkranken.
Die idiopathische Epilepsie beginnt zumeist mit einem Einzelanfall. Die Anfälle treten häufig aus dem Schlaf, der Ruhe, seltener aus der Bewegung heraus auf. Sie ereignen sich zumeist im häuslichen Bereich. Dies kann sich jedoch mit zunehmender Erkrankungsdauer und steigender Anfallsfrequenz ändern. Die Anfallsfrequenz kann inter- aber auch intraindividuell erheblich variieren und nimmt unbehandelt zumeist mit der Erkrankungsdauer zu. Bei manchen Rassen kommen gehäuft Serienanfälle (>2 Anfälle in 24 Stunden) vor, insbesondere bei Schäferhunden, Settern, Pudeln und Cockern. Bei der idiopathischen Epilepsie treten neben den Anfällen keine weiteren Symptome auf. Die Tiere sind zwischen den Anfällen bzw. Anfallsserien klinisch absolut unauffällig. Weder bei der klinischen noch der neurologischen Untersuchung sind anderweitige Befunde zu erheben.
Symptomatische Epilepsie:
Der symptomatischen Epilepsie liegen angeborene oder erworbene strukturelle Hirnveränderungen zugrunde, wobei diese die Folgen von Entzündungen, eines Schädeltraumas oder anderweitiger Hirnerkrankungen sein können. Diese Erkrankungen sind meist abgeheilt, haben aber eine erhöhte paroxysmale Entladungsbereitschaft hinterlassen. Da diese Veränderungen nicht selten herdförmig lokalisiert sind, kommen fokale Anfälle - von einem Herd ausgehende Anfälle - vor, die sich mehr oder weniger rasch über beide Großhirnhälften ausbreiten. Bei dieser Form der Epilepsie können die epileptischen Anfälle das einzige oder das dominierende Symptom sein. Die Bindung der Anfälle an Ruhe und Schlaf ist oft geringer ausgeprägt. Das Anfallsbild und die -frequenz können in Abhängigkeit von Art und Ausdehnung der Läsion erheblich variieren. Neurologische Befunde können fehlen oder nur dezent ausgeprägt sein. Bei den akuten und/oder fortschreitenden Hirnerkrankungen kommen neben den Anfällen weitere neurologische Symptome vor, die im weiteren Erkrankungsverlauf deutlicher hervortreten bzw. weiter zunehmen.
Kryptogene Epilepsie:
Beim Menschen wird eine Epilepsie, die sich nicht eindeutig der idiopathischen oder symptomatischen Form zuordnen läßt, als kryptogene bezeichnet. Dieser Begriff findet sich auch in der Veterinärmedizin.
Primär extrazerebral ausgelöste Anfälle:
Epileptische Anfälle kommen nicht nur bei Epilepsien, bei anderweitigen Hirnerkrankungen sondern auch bei inneren Erkrankungen vor, so bei Stoffwechselstörungen (Unterzuckerung, Hypokalzämien etc.), Herzrhythmusstörungen (plötzlicher Sauerstoffmangel im Gehirn), stark gestörter Leberfunktion (portosystemischer Shunt) u.a. Sie führen i.d.R. zu primär generalisierten Anfällen. Aber auch Vergiftungen, die Einfluß auf den Hirnstoffwechsel und somit auf die elektrophysiologischen Erregungsabläufe im Gehirn nehmen, können anfallsauslösend wirken. Auch sie führen i.d.R. zu primär generalisierten Anfällen. Schon im Hinblick auf die Therapie und Prognose sind diese primär extrazerebral ausgelösten Anfälle (akute epileptische Reaktionen) von Hirnerkrankungen abzugrenzen, die mit epileptischen Anfällen einhergehen.
Wie wird die Epilepsie beim Hund diagnostiziert?
Die Diagnose der Epilepsie ist eine Ausschlußdiagnose, da auch diverse andere Erkrankungen mit epileptischen Anfällen einhergehen können. Wichtig sind eine sorgfältig erhobene und weit zurückreichende Anamnese (Krankengeschichte), auch Familienanamnese (epileptische Verwandte) sowie eine möglichst genaue Beschreibung des Anfallsablaufes (Videoaufnahme). Zur Abgrenzung extracerebraler Anfallsursachen sind hämatologische, biochemische und kardiologische Untersuchungen durchzuführen. Eine besondere Bedeutung kommt der sorgfältigen neurologischen Untersuchung des epileptischen Hundes zu, die Hinweise auf akute und chronische Hirnveränderungen zu geben vermag. Ergeben sich bei dieser Untersuchung neurologische Befunde â sie fehlen bei der idiopathischen Epilepsie - sind weitere teils invasive, teils sehr kostenaufwendige Untersuchungen zur Abklärung des Anfallsleidens indiziert.
Mit der Liquor(Hirnwasser)untersuchung lassen sich entzündliche, seltener tumoröse Hirnerkrankungen nachweisen. Die Röntgenuntersuchung des Kopfes ist diagnostisch unergiebig, da das Gehirn von Schädelknochen umgeben ist, die die Röntgenstrahlen absorbieren. Hier bieten sich Computer- oder Magnetresonanztomographie des Kopfes an.
Beim Menschen kommt der Hirnstromableitung (EEG) eine erhebliche Bedeutung zu. Beim Hund sind diese Untersuchungen weit schwieriger durchzuführen, da die Kooperation des Patienten fehlt und die Hirnströme durch die starke Kopfbemuskelung von Muskelaktionspotentialen bis zur Unkenntlichkeit überlagert werden können. Schon die geringsten Bewegungen (Anspannung, feinstes Ohrenspiel), ungünstiger Elektrodensitz (Nadelelektroden) etc. können zu massiven Muskelaktionspotentialen führen. Selbst in leichter Sedation (Ruhigstellung) abgeleitete EEGs erfordern einen erheblichen Zeitaufwand und setzen einen absolut ruhigen Untersuchungsraum voraus. Bei in Narkose abgeleiteten EEGs werden die Hirnströme von den Narkotika beeinflußt.
MDR1-Defekt beim Hund und Arzneimittelunverträglichkeit: ( und kann auch epilepthische Anfälle auslösen )
Arzneistoff-Efflux an der Blut-Hirn-SchrankeMDR1 ist ein Transporter, welcher im Organismus an der Verteilung und Ausscheidung vieler Arzneistoffen beteiligt ist. Die Funktion von MDR1 in der Blut-Hirn-Schranke ist unten dargestellt: Ist ein im Blut zirkulierender Fremdstoff (z.B. Ivermectin) im Begriff die Blut-Hirn-Schranke zu passieren, wird dieser erkannt und zurück in das Blut transportiert. Durch diesen aktiven Efflux wird der Übertritt von Fremdstoffen in das Nervengewebe blockiert. Damit schützt der MDR1-Transporter das Gehirn vor einer Überschwemmung mit potenziell schädlichen Arznei- und Fremdstoffen. MDR1 ist im Körper weit verbreitet: Im Darmepithel fungiert der MDR1-Transporter als Absorptionsbarriere für Arznei- und Fremdstoffe sowie für Toxine der Darmflora; in Leber und Niere ist MDR1 an der aktiven Ausscheidung von Arzneistoffen in Galle und Urin beteiligt; die Zellen des blutbildenden Systems schützt MDR1 vor der schädlichen Wirkung vieler Arznei- und Fremdstoffe (z.B. Zytostatika). Bei MDR1-/- Hunden fehlt ein funktionsfähiger MDR1-Transporter in allen Organen, was zu einer Überschwemmung des Organismus mit Arzneistoffen und zu einem vermehrten Auftreten von Nebenwirkungen führen kann. MDR1-/- Hunde sind daher von einer multiplen Arzneimittelunverträglichkeit betroffen.
ich würde raten, alles wie Futter, Medikamente, Impfungen, usw. genau zu dokomentieren.
Und vor allem einen Spezialisten aufzusuchen...es gibt so viele Formen und Auslöser der Epilepsie.....und auch Behandlungsmethoden.
Wünsche dir und dem Vierbeiner viel Glück.
Die Kritik an anderen hat noch keinem die eigene Leistung erspart. –
Noël Coward
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Hallo,
meine Daika hatte mit 13 Monaten einen sog Status Epileptikus, sie begann um 14.30 am Nachmittag und hörte(in der Klinik) um ca 23.00 Uhr auf zu
krampfen. Habe sie mehr tot als lebendig abgeholt, sie war vorher offen, freundlich eine tolle Hündin. Danach war sie ängstlich verstört und eigentlich
nicht mehr zu gebrauchen. Sie bekam Luminal um weiter Anfälle zu vermeiden. Ich habe Tellington TTouch bei ihr gemacht, ein Jahr lang jeden Tag,
dadurch hat sie zu sich zurückgefunden, Luminal wurde nach einem Jahr ausgeschlichen. Sie hat nie wieder gekrampft, konnte etliche Male die
IPO 3 ablegen auf OG-Niveau mit teils tollen Punkten. Sie wurde fast dreizehn Jahre alt.
Viel Glück euch und alles Gute!
feuerteufel
Hatte einen Schaeferhund der an Epilepsie gestorben ist, obwohl er mit Phenobarbitol behandelt wurde.
Ich hab den Hund damals bekommen da hatte er einen Knacks. Wahr sehr Angstvoll und Hundeaggressiv. Hab viel mit ihm gearbeitet und er entwickelte sich in einen tollen Hund. Danach wurde her ueber die Pflegestation vermittelt und hatte einen Tag nachdem sie den Hund bekamen den ersten Anfall. Vier Wochen spaeter kam er wieder zu uns zurueck.
Zuerst ging alles gut und er hatte keine Anfaelle. Ich behielt ihn als Pflegehund und dann mitten in einem boesen Wintersturm wo alles dicht gemacht wurde hatte er einen boesen Anfall und ist uns in den Armen weggestorben.